Das Völkerballturnier 2017 am letzten Schultag zeigte, dass Wettkampfsport – in großen Worten gesagt – auch „eine Schule fürs Leben“ ist oder sein kann.
Da gab es die 6a, die im vergangenen Schuljahr als erste Fünfer-Klasse überhaupt das Völkerballturnier gewinnen konnte. Diese Klasse war der große Favorit und hatte in diversen Vertretungs- und Übungsstunden sogar gegen Achtklässler gewonnen. Fast alle Schülerinnen und Schüler galten als wahre Völkerball-Experten, die sowohl individuell als auch gemeinschaftlich verstanden hatten, wie man ein Spiel erfolgreich gestaltet. Auch wenn der Lehrer Herr Siebert vor zu großer Selbstsicherheit warnte, war auch er insgeheim davon überzeugt, dass der Sieg nur an die 6a gehen konnte.
Und dann gab es da die 6b, die noch nie ein Völkerballspiel gewonnen hatte. Obwohl sie mit Herrn Siebert trainiert und sich deutlich verbessert hatten, glaubten die Schülerinnen und Schüler nur sehr vereinzelt an ihre Chance. Die Vorfreude hielt sich in Grenzen. Einer der stärksten Spieler wollte sogar mangels Motivation zunächst überhaupt nicht teilnehmen. Einigen, die für die 6b auf dem Platz standen, ging wohl vor allem durch den Kopf, sich hoffentlich nicht gegen die Fünfer zu blamieren.
Das Turnier begann und zunächst lief alles nach Plan. Unter der souveränen Anleitung der Schiedsrichter aus Herrn Sieberts EF-Kurs, der das Turnier von der Planung über die Betreuung der Klassen bis zur Siegerehrung organisiert hatte, setzten sich die Sechstklässler jeweils gegen die 5a und 5b durch. Den Fünfern gelangen zwar einige schöne Treffer, aber letztlich waren sie insbesondere gegen das druckvolle Spiel der 6a überfordert. Doch auch die 6b hatte durch ihre zwei Siege Selbstvertrauen gewonnen und ging ins Final-Spiel gegen die Parallelklasse mit der Absicht, sich nicht aus der Halle werfen zu lassen.
In diesem Finale deutete zunächst nichts auf eine Sensation hin. Die 6a kombinierte gefällig und erspielte sich schnell einen recht komfortablen Vorsprung. Doch innerhalb weniger Minuten wendete sich plötzlich das Blatt. Jeder Wurf der 6b war auf einmal ein Treffer und in kürzester Zeit musste der König der 6a aufs Feld. Die 6a stand nun unter Druck, denn das vom EF-Kurs entwickelte Regelwerk besagte, dass ein Team, dessen König einmal auf dem Feld war, verliert, wenn die Zeit abgelaufen ist – unabhängig von der Anzahl der verbliebenen Spieler auf dem Feld. Die Zeit lief nun gegen die 6a. Sie mussten den 6b-König aufs Feld zwingen, doch mit der Brechstange funktionierte es nicht. Im Gegenteil häuften sich die einfachen Fehler. Auf der Gegenseite wuchsen nun einige Spielerinnen und Spieler der 6b über sich hinaus, fingen unfangbare Bälle und wichen den Würfen aus, wo im Grunde gar kein Platz zum Ausweichen war. Als der Schlusspfiff ertönte, stand fest, dass die 6b sensationell neuer Völkerball-Champion war. Der große Favorit 6a musste sich mit Platz zwei begnügen.
Die Kinder der 6b durften neben den Zeugnissen also das Gefühl mit in die Ferien nehmen, dass es sich immer lohnt, an seine Chance zu glauben und man an einem guten Tag auch alles erreichen kann. Die 6a musste einsehen, dass man sich seiner Sache niemals ganz sicher sein kann und dass selbst eine erwiesene Überlegenheit keine Garantie für den Erfolg ist, wenn man einfach mal einen schlechten Tag oder wie in diesem Fall einfach nur ein paar schlechte und unkonzentrierte Minuten erwischt. Immerhin bleibt den Schülerinnen und Schülern der 6a die Gewissheit, als bisher einziges 5.-Klasse-Team das Turnier gewonnen zu haben.
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