„Der Trafikant“ ist ein Roman von Robert Seethaler, in dessen Mittelpunkt die Entwicklung des jungen Trafikanten Franz von einem „Burschi“ zu einem Mann steht. Jedoch beinhaltet die Lektüre noch sehr viel mehr als das, wie zum Beispiel die Traumdeutung nach Sigmund Freud als auch der Gesellschaftswandel in den 30er Jahren und die Ankunft des Nationalsozialismus in Wien.
Genau deshalb ist das Theaterstück „Der Trafikant“, das in dem Dürener Stadttheater am 24.01.2023 aufgeführt wurde, eine verpasste Chance. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die umfangreiche Geschichte des Trafikanten auf gerade einmal 90 min runtergekürzt wurde, um es vermutlich spannender und nicht langweilig und langgezogen für das junge Publikum wirken zu lassen. Dabei wurden jedoch wichtige Aspekte, wie die Vorgeschichte von Franz und auch die Beziehung zu Otto Trisnjek und Sigmund Freud, der für ihn eine Art Vaterrolle einnahm, vernachlässigt. Vielmehr wurde, vermutlicher Weise, um es anschaulicher für das Jugendpublikum zu machen, der Fokus beinahe ausschließlich auf die Beziehung zwischen Anezka und Franz gelegt, währenddessen der Wandel der Gesellschaft beinahe nur „nebenbei“ erwähnt wurde. Zudem wurde die Traumtheorie von Sigmund Freud lediglich kurz erwähnt und danach nicht mehr weiter beachtet, obwohl diese einen guten und wichtigen Einblick in Franz Inneres geboten hätten.

Jedoch muss man sagen, dass keineswegs alles schlecht an dem Stück war. So lassen sich vor allem die Schauspielkünste aller Schauspieler, als auch die Erzählweise, sei es beim Umräumen der Bühne oder durch Zeitungslesenden Zivilisten, positiv hervorheben. So wurden auch die Pausen nicht unnötig lang gezogen und der Zuschauer wurde nicht zusätzlich gelangweilt.
„Außen Gold, innen Käse“ So oder so ähnlich würde man die Theateraufführung im Dürener Theater am treffendsten Beschreiben, welches auf Grund der radikalen Kürzung auch von dem Deutsch Grundkurs der Q2 im Schnitt lediglich eine 5/10 erhalten hat, da es sich (Zitat:) „langweilig“ und „langgezogen“ anfühlte.“
(von S. Kromm)
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